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Forschungsstation am Schacht V
Geobotanische Forschung, Naturkunde und Ausstellung am Schiefersee Lehesten, Thüringen, Deutschland

Bachelorthesis · Neubau im ehemaligen Schiefertagebau

Emil Rohde

Thesisentwurf

B.Sc. Architektur

Bauhaus Universität Weimar

Prof. Dipl.-Ing. Johannes Kuehn · Professur Entwerfen und Baukonstruktion

01 Mar 2023

Landschaftlich und infrastrukturell geprägt von seiner Historie, wohnt dem in Thüringen gelegenen Lehestener Umland eine spannungsvolle Dialektik inne: Vermittelnd bringt es das traditionelle Handwerk des Schiefers und Naturphänomäne in Kontakt. Zu Beginn des Rundwanderwegs um den „Schiefersee“, einen gefluteten ehemaligen Schiefertagebau, wird Besuchenden im Industrieensemble „Technisches Denkmal“ und „SchachtIV-Förderkomplex“ die Gewinnung, Förderung und Verarbeitung des „Blauen Golds“ nahegelegt. Kaum setzt der Wandernde seinen Weg durch den Geopark fort, erwartet ihn eine Symbiose aus den Zeugen des Bergbaus und wildromantischer, renaturierter Landschaft zwischen goldgrün schimmernden Birken und tiefgrünen Fichtenwäldern, vorbei an glitzernden Schieferhängen und über dichte Moos- und Flechtenbetten, den tiefblau ruhenden See stets im Hintergrund. Von ihm aus südwestlich gelegen, erheben sich am 13 Meter hohen Schiefersteilhang skulptural anmutend die zwei Gebäude der „Forschungsstation am Schacht V“ aus dem Wasser. Gänzlich umhüllt in Cortenstahl, bauen die changierenden Braun- und Rottöne der Fassade einen Dialog zum Blaugrau des Schiefers und des Wassers sowie der mannigfaltigen Farbpalette an Grün- und Gelbtönen des Blattwerks der Erstbewaldung auf. Auch untereinander baut das auf ersten Blick ähnlich wirkende Gebäudepaar einen Dualismus in Typologie, Fassadenperforation, Konstruktion und Blickführung auf. Eins der beiden Gebäude ragt über die Hangkante hinaus und kündigt sich dem Besuchenden an. Zu erschließen sind beide Baukörper ausschließlich über stählerne Brücken, die die Felsen überspannen und dabei an Tagebaufördermaschinen erinnern. Betritt man die Brücke zum höheren Gebäude, so eröffnet sich der Blick durch das Innere hindurch auf den dahinterliegenden See. Durch Oberlichter in seiner Vertikalität betont, enthüllt der Schacht eine mit der umlaufenden Treppe im Raumzentrum wandernde Ausstellung, die Besuchende auf ihrem Weg zu anderen Geschossen begleitet und eine Analogie zur Typologie alter Untertagebauförderschächte aufbaut. Zwei Ebenen tiefer ist auf halber Höhe des Steilhangs der neue Hangwanderweg erreicht, der ebenfalls mit den Gebäuden verbunden ist. Der zweite Baukörper, die Forschungstation wird über das Schachtgebäude mittels Brücken auf drei Ebenen erschlossen. Es beinhaltet neben einem Labor und Büro für geobutansiche Forschung auch eine multifunktionale, in separate Räume unterteilbare Ebene mit Küche für Veranstaltungen, Seminare und Café-Betrieb. In der untersten Ebene befinden sich Schlafräume für kurz- und langfristige Aufenthalte sowie Sanitäranlagen. Über auf der gegenüberliegenden Seite des Forschungsgebäudes befindliche Treppen kann dieses auch separat über Shortcuts vertikal erschlossen werden. Die Anlage berücksichtigt sowohl während der Errichtung als auch nach Fertigstellung das Naturschutzgebiet und die Lebensräume von Pflanzen und Tieren: So werden ein Großteil tragender und nichttragender Bauteile im Montagebau hergestellt bzw. können bereits im Werk vorgefertigt werden. Durch die Verortung am Steilhang und die Aufständerung auf Punktfundamenten wird der Anteil verdichteten Bodens und die Beeinträchtigung der Vegetation durch Verschattung minimiert. Beleuchtung im Außenraum wird auf ein, den Ansprüchen an Sicherheit genügendes, Minimum reduziert und so hergestellt, dass Lichtemissionen in den Himmel gering gehalten und insektenfreundliche Farbtemperaturen bis 3000 K verwendet werden.

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